Eine Reise durch das Baltikum

  • Für Deine Art zu reisen fehlt mir einfach der Mut, deswegen freut es mich umso mehr, dass wir so in den Genuss dieser tollen Reise kommen.

    Da schließe ich mich an.

    Vielen Dank für den tollen Reisebericht. Darauf freuen wir uns jeden Tag aufs Neue. :thumbsup:

  • Für Deine Art zu reisen fehlt mir einfach der Mut

    Viel Mut braucht man nicht. Die Verkehrsregeln sind fast gleich, die Straßen eventuell manchmal etwas enger, Essen und trinken für 3 Tage- Der Rest wird gekauft.
    Und wenn es mal ein Fehlgriff ist (siehe Gira anstelle von Bier) man kann es überleben.
    Ich denke die Meisten haben Bedenken wegen der Sprache. Dabei ist es ganz einfach (mal von meinen geringen russisch abgesehen), englisch geht immer und deutsch manchmal. Hände und Füße haben die Meisten. Zu meiner "Wandermappe" gehört auch ein Notizblock mit Bleistift. Wo Worte nichts bringen hilft Zeichenen oft weiter.

    Und mal ehrlich, würdet Ihr einen ausländischen Camper nicht weiterhelfen wenn er vor eurer Tür steht und Fragen hat ?

    Zum Theme fremde Sprache haben wir schon vieles erlebt. Ich erinnere mich an Rumänien, wo eine alte Frau mit dem Handy ihre Enkelin als Übersetzer rangeholt hat, um sich mit uns zu unterhalten.

    Auch heut gab es da wieder erfreuliches. Dazu aber später im Tagesbericht.

  • Ich habe mich auch ein bißchen gewundert, welchen Mut man braucht für das Baltikum. Ich war dort mit dem Motorrad und kann von keinerlei Problemen berichten. Ich fühle mich in diesen Ländern mittlerweile sicherer, als in Deutschland. Viele der Probleme, die wir haben, kennt man dort nicht. Genauso, wenn ich in Ungarn, Polen oder der Tschechei bin.

    Und Sprache ist in vielen Ländern ein Problemchen. Aber mit Deutsch und ein bißchen Englisch kommt man eigentlich überall durch.

  • Unser heutiger Plan.

    Kleine Straßen nach Tallinn zum Schloss Katharinental, von dort zum Strand und mit Gemüseeinkauf in der Markthalle zurück.

    Schloss Kadriorg
    Das Schloss Kadriorg errichtete der russische Zar Peter I. im Jahr 1718. Es wurde zu Ehren seiner Frau Katharina I. "Catharinenthal" (est. Kadriorg, russ.…
    www.visitestonia.com

    Kein Problem, die App ist super, wir finden auf Anhieb den passenden Parkplatz.
    Zu Fuß geht’s Treppab in den Park zum Schloss. Merkwürdig jede Menge gelbe Sperrschilder und Halteverbot ohne sichtbaren Grund.
    Schloss und Parkanlage gut erhalten, aber nicht umwerfend.

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    Wir wandern zum Strand und überqueren dank Fußgängerampel die Magistrale mit dem „mächtigen Verkehr“ an der Kreuzung.
    Wie schon mal geschrieben die größte Gefahr sind wilde Radfahrer, die stehen über der STVO, dem König oder dem Kaiser. So eine Art rasende Halbgötter.

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    Der Strand ist schon am Vormittag gut besucht, aber weit weg von Gedränge oder Massen.

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    Für mich neu, Schwäne im Salzwasser.
    Die Krähe behält die Ruhe und sucht im angespülten Rapsblühten unbeirrt nach Futter.
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    Auf dem Rückweg zum Parkplatz geraten wir in eine Wolke von schwarzen Transportern, Polizeiautos mit laufenden Motoren, Hektischen Leuten mit Teleobjektiv.
    Der Estnische Präsident empfängt jetzt gerade den Finnischen Präsidenten.
    Nichts wie weg.
    Zum Auto und Markthall-Koordinaten ins Navi. Nach wenigen Kilometern Baustelle, Umleitung, Baustelle mit Umleitung, Vollsperrung unserer Richtung. Wir landen auf einem Wildparkplatz und gehen in die Richtung wo wir die Markthalle vermuten.
    Wir landen in einem ehemaligen Industriegebiet : das Künstlervirtel

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    Kreativcampus Telliskivi
    Der Kreativcampus Telliskivi befindet sich in Tallinn in einer alten Industrieanlage und ist ein Kreativzentrum, dort liegen Galerien, kleine Geschäfte,…
    www.visitestonia.com

    Alternativ, aber nicht rechtsfreier Raum,nicht chaotisch, sondern kreativ, konstruktiv und farbenfroh.
    Die ehemaligen Fabrikgebäude waren in Blöcke A-O aufgeteilt und hatten verschiedenen Eingänge.
    Diese Einteilung ist erhalten und in jedem Block ist Unterschiedliches anzutreffen.
    Kultkneipen, Musikstudio, Malerwerkstatt, Jungdesigner mit Mode, Glasbläser, Kunstschlosser, Kleingewerbetreibende und, und, und..

    Wir suchen zunächst etwas zum Essen. Hier ist schnell etwas Preiswertes zu finden und die Bestellung mit der App am Tisch ist beherrschbar.

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    Bei aller Lockerheit, wir sind offensichtlich aufgefallen. Wir werden gefragt wo wir herkommen, was wir suchen und ob wir Hilfe brauchen. Es war ein Einstieg in eine Gesprächs- und Besichtigungsrunde über mehr als 3.5 Stunden. Wir wurden förmlich weitergereicht.

    Mit Papier und Bleistif, mit englisch, deutsch, Händen und Füßen geht’s erstaunlich gut.
    Irgendwer kommt von irgendwo und kann übersetzen und hat einen Freund den wir unbedingt besuchen müssen. So schnell ist die Zeit noch nie vergangen. Der Eindruck von diesem Nachmittag wird wohl lange bleiben.

    Von mehr als 150 Bildern habe ich mal einige wenige hier hochgeladen.

    Microsoft OneDrive

  • Danke fürs teilhaben lassen, Konrad :thumbsup:

    Hobby Excellent 540 UL namens „Berta“ mit Berger Titanium Mover, Thule Omnistor 1200 400x250, SAT Maxview VuQube II, Starlink, MaxxFan Deluxe
    Zugfahrzeug: Tiguan 2.0 TDI, 4 Motion, DSG, BJ 2020 mit 190 PS.

  • Das mit dem Wetter ist das geringste Problem , da läßt sich Sonnenschein schon aushalten.:)

    Das Licht bringt dramatische Störung der Persönlichkeit mit sich.
    Der Normale Camper sitzt am Abend vor seinem WW trinkt 1 Bier und wenn es dunkel wird, ist Schluß. Es geht ins Bett.

    Hier kanst du trinken und trinken es wird einfach nicht dunkel, warum soll ich da in den WW.:beer4::beer4::beer4:
    Das Licht formt den normalen Menschen zum Säufer um.
    Du merkst beim Trinken nichteinmal wenn es Morgen wird, da ja auch der Hahn vom Bauernof keinen Grund sieht zu krähen;)

    Heute umgesetzt an die Russische Grenze bei Narva

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    Was will der Mensch mehr, als so einen Anblick beim abentlichen Grillen.

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    Auf der Fahrt wieder etwas gelernt:

    4 spurige Autobahn, plötzlich ein Schild "Vorsicht Fußgänger". Max. 70km/h. Keine 500m weiter in der Parkbuchte ein Bushaltestelle. Es stehen sogar Leute da und warten auf den Bus.

    Dann ein Hinweisschild zu einem Parkplatz mit den üblichen Symbolen, "Kaffeetasse, "toilette". Zusätzlich ein "Posthorn"

    Wir rechts raus und erkunden. Tatsächlich auf dem Parkplatz ist eine Postschließanlage. 3 kleine Wege führen vom Parplatz durch den Wald ins Hinterland.

  • Quadmaster - Einfach danke!!!

    Viele Grüße aus dem Weserbergland / Landkreis Hameln-Pyrmont

    Andreas

    Den Alltag hinter sich lassen
    und doch Zuhause sein!
    Auf alles überflüssige verzichten
    und doch Nichts vermissen!
    Das Fremde kennenlernen
    und doch vertraut fühlen!
    Jederzeit weiterziehen können
    und doch sein Nest nicht verlassen!
    Das ist CAMPING!

  • Endlich mal ne Fremde Muschi… :D

    Dass das von Dir kommt - überrascht mich!!!

    ^^:D:D

    Gruß Jonny

    To be yourself is all that you can do! (Chris Cornell R.I.P)
    Taylor Hawkins - we will miss you!!! R.I.P

    Der eigentliche Obskurantismus ist nicht, daß man die Ausbreitung des Wahren, Klaren, Nützlichen hindert, sondern daß man das Falsche in den Kurs bringt.

    Johann Wolfgang von Goethe - Zitat-

  • Narva , Grenzort, Zonenrandgebiet, russisches Erbe ??
    Was ich heute zu berichten habe wird sicher die Gemüter etwas aufmischen.

    Vorab: wer Narva besucht muss von der Mutter das Gemüt eines Schaukelpferdes und vom Vater die Geduld eines Fleischerhundes geerbt haben.
    Wir starten etwas wärmer angezogen in Erwartung von Regen.
    Auf dem Parkplatz noch etwas wolkig, dann wieder volle Sonne.
    Schon der Weg zur Stadt spricht Bände. Im Nahbereich der Stadt (früher Speckgürtel) reihenweise verlassenen und verfallenen Grundstücke. Wir kommen durch ein Randgebiet schnell zu unserem Parkplatz am Ufer der Narva unterhalb der alten Zitadelle.
    Mal ein Bild damit ihr euch einen Parkplatz und seine Belegung vorstellen könnt.

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    Lt. Reiseführer gibt es eine Uferpromenade zur Hermannsfeste (Narva-Museum) und zur Iwangorod-Festung in Russland. Im Zentrum soll es ein sehenswertes Rathaus geben.

    Wir gehen die Sache mal offen an.

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    Auf der Promenade einige Steinfiguren, wenige Ausländer und am Ufer ein Angler. Der Mann entspricht meinen altbekannten Vorstellung vom „Russ.“
    Ich spreche den Mann in russisch an und frage was denn in seinem großen Rucksack ist.
    Er versteh meine Frage nicht. Ich wechsle die Vokabel und frage nochmals.
    Da sagt er: „Ich habe dich schon verstanden, nur was ist denn hier unklar ?
    Ich bin Angler, da ist eine Fischgitter (Reuse für gefangene Fische), Brot, Zwiebel, Speck, Wodka und eine Regenjacke drin. Das ist doch bei jedem Angler so!
    Ach ihr Ausländer habt keine Ahnung vom Leben“
    Ein grinsen, ein kräftiger Händedruck, wir ziehen weiter.
    Die beiden Festungen machen zumindest von außen schon einen mächtigen Eindruck.

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    Es ist theoretisch kein Problem für uns als Deutsche kostenlos ein Tagesvisum für Russland zu bekommen.
    Nur leider wird die Brücke gerade von 4 Spuren auf 8 erweitert und ist gesperrt. Dauert bis 2029.
    Bei dem Verkehrsaufkommen reicht eine Spur mit Ampel.

    Wir hätten sogar mit dem Auto die 110km bis Petersburg (Leningrad) auf uns genommen.
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    Ich finde einen Bus mit dem Schild „Tallinn-Petersburg“. Nachfragen hilft.
    Der Fahrer spricht einigermaßen deutsch:
    „Die Bauarbeiten sind wie die Berliner Mauer keiner soll hier weg, Visum, alles nur Show von dem Arsch in Moskau und die dort drüben machen mit.“
    Meine Nachfrage : und was ist mit dem Schild am Bus?
    „Ich fahr von Tallinn bis hier auf den Grenzplatz, dann werden die Reisenden an die Russen übergeben und fahren mit einem anderen Bus bis Petersburg. Aber nur ausgewählte Fahrgäste.“

    Wir nutzen einen der schon oft beschriebenen „öffentlich geförderte Trampelpfade“ die von einem Platz ,einer Bushaltestelle oder von einer Straße nach irgendwo führen. 2 Meter gut befestigt, dann Sand und dann wird’s ein Dreckspfad

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    Die Entscheidung war gut, wir gelangen in den Innenbereich der Feste.

    Keine Menschenseele weit und breit.
    Warum wundert es mich nicht. Kanonen im Unkraut, die Hälfte der Anlage notdürftig abgesperrt da Einsturzgefahr. Am Kassenhaus sollen wir 15€ /Person hinterlassen.
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    Wir ziehen einfach weiter.
    Mir fällt spontan 1242 die Schlacht auf dem Peipussee ein. Hatte hier nicht Alexander Newski , der mächtige Fürst aus Nowgorod ,dem stolzen Russischen Adler zu seiner Größe verholfen?
    Wie aufs Stichwort kommt der stolze Adler von einst als kleine Krähe geflogen und bettelt um Futter.

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    Nun, es ist eben so, ziehen wir weiter ins Zentrum.

    Vor meinem geistigen Auge habe ich immer aus dem Jahr 1990 die Frauen der russischen Offiziere im 17Uhr Feierabendbus:
    Reichlich ernährt, grellbunte schreckliche Klamotten, mindestens 5 Goldzähne, Schmuck groß und hässlich, den Lippenstift mit dem Spachtel aufgetragen und ein Parfüm was an eine Mischung aus Pfefferminze, Pfirsich und Iltisgestank erinnert.

    Wir treffen im „Zentrum“ auf die erste Ansammlung von Einheimischen. Mein Bild wird Real!!

    In 30 Jahren hat sich nichts geändert. Tradition hatte ich anders erwartet.
    Das Einkaufszentrum runtergekommen, mehr als die Hälfte der Geschäfte verfallen.

    Wir findes das lt. Reiseführer "schönste Gebäude der der Stadt".
    Brutal mit modernen Beton architektonisch mißhandelt.

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    Fußwege „unter aller Sau“, und der Hauptweg durch den Park ein Abenteuerpfad (dazu die Bildserie in der Wolke)
    So etwas habe ich in all den Jahren in ganz Osteuropa noch nicht gesehen.
    Die Verfall haben wir nicht gesucht, wir sind ständig darüber gestolpert.

    Bliebt die Frage, lohnt sich abgesehen von der Promenade dieser Tagesausflug.

    Ein altes russisches Sprichwort hilft weiter.

    "Es ist besser, einmal etwas zu sehen, als hundertmal davon zu hören."

    Microsoft OneDrive

    Morgen geht es zu einem Nonnenkloster und weiter runter an den Peipussee nach "Zwiebelrussland"

  • Für deine „Fahrten“ fehlt mir der Mut, obwohl die Regionen schon gerne sehen würde, wie auch deine Reise im letzten Jahr. Wir sind im DCC. Hier werden schon mal Reisen angeboten, bei denen es immer einen Fahrtleiter gibt. An diesen Reisen habe n wir nicht teilgenommen, da wir nicht wissen mit wem wir es zu tun haben. Zudem kommen noch meine gesundheitlichen Einschränkungen.