allo zusammen,
aufgrund einiger Fragen zu dem Thema "Autark nachzurüsten", möchte ich euch meine Erfahrungen mit einem älteren Wohnwagen schildern.
Vor zwei Jahren haben wir uns kurz vor dem Urlaub den 540UK im originalen Zustand ohne Autarkpaket und ohne Mover von privat gekauft. Nach dem ersten Urlaub haben wir uns schnell einen Mover mit Akku und Ladegerät eingebaut.
Ein zusätzlicher Wunsch war ein kleines Autarkpaket. "Wenn man sich schon einen Akku und einen Wohnwagen mit einem "modernen" 12V System hat, könnte man doch einfach beides miteinander verbinden." Die Idee ist gar nicht so abwegig.
Bitte versteht das nicht als DIY Anleitung, denn derartige Änderungen sollten grundsätzlich von einer Fachwerkstatt gemacht werden. Ich erkläre alles Weitere nur schematisch, ohne Vollständigkeit auf beispielsweise KFZ-Sicherungen und Kabelquerschnitte.
Einfach autark, aber wie?
Im Gegensatz zu noch älteren Hobby Wohnwägen lässt sich bei den Modelljahren ab 2009 relativ einfach kleines Autarkpaket nachrüsten. Denn mit dieser Generation zog meines Wissens erstmalig das Lichtsteuersystem oder auch (Lichtsteuergerät genannt (LSG)) und die vollständige 12V Beleuchtung ein. Zudem wurden die Modelle mit einem optionalen Autarkpaket angeboten, bestehend aus einer Batterie und einem Ladebooster.
Sicherungskasten links, Umformer mitte, LSG rechts
Variante 1 Batt+
Die einfache Variante ist die Erweiterung mit dem Dometic Umformer im Kleiderschrank. Das Gerät hat einen Batt+ Eingang an dem sich eine 12V Batterie oder ein Akku direkt anschließen lässt. Ist der Akku am Batt+ des Umformers angeschlossen, steht die 12V Betriebsspannung dem LSG bereit. Der Umformer versorgt das LSG mit 12V. Licht, Pumpen und Lüftung funktionieren so über einen Akku. Fertig ist das DIY Autarkpaket.
Der 12V Kühlschrank funktioniert allerdings nicht über den Umformer, aber dazu später.
Liegt am Wohnwagen 230V Landstrom an, schaltet der Umformer einfach auf Trafobetrieb um, aber versorgt weiterhin das LSG mit einer 12V Betriebsspannung, nur nicht mehr durch den Akku. Gleichzeitig kann der Akku je nach Typ mit einem Ladegerät oder Netzteil über eine 230V Steckdose aufgeladen werden.
Bei späteren Generationen hat Hobby den Umformer mit dem Batt+ Eingang leider wieder aus dem Programm genommen.
Variante 2 S41
Die zweite Möglichkeit ist nicht so einfach wie Batt+, weil ein Eingriff in die werkseitige Verkabelung notwendig ist.
Das LSG hat also einen weiteren 12V Eingang, den Port S41. Das zuführende Kabel hat die gleiche Bezeichnung S41.
Übrigens. Das originale Hobby Autarkpaket versorgt das LSG mit 12V über S41.
Diese Spannungsversorgung ist komplett unabhängig vom Dometic Umwandler, weil der Umwandler einen anderen 12V Eingangport am LSG verwendet.
Bei den Modellen mit Autarkpaket, ist am S41 Eingang eine Batterie und ein Ladebooster mit dem am 12V Verteiler im Bug verbunden. Das nur nebenbei erwähnt, wir gehen hier von einem Wohnwagen ohne das Autarkpaket aus.
Ohne das werkseitige Autarkpaket hat der 12V Eingangsport S41 eine wichtige Funktion, und zwar die Stromversorgung über das Zugfahrzeug.
Genau gesagt, ist das Kabel S41 der AHK mit Dauerplus und dessen Masse, sowie Zündplus und dessen Masse, auf die 12V Verteilerbox im Bug aufgelegt.
Der Port S41 ist über ein langes Kabel mit Dauerplus verbunden und genau das Kabel lässt sich zum Nachrüsten eines Autarksystems nutzen.
Schematische Darstellung der "Variante 2 S41"
Eigentlich wird ein Akku samt Booster nur in die Leitung S41 zwischen geklemmt. Die Stromquelle ist somit nicht mehr Dauerplus, sondern Zündplus.
Hier das offene LSG (230V CEE Stecker gezogen).
Das originale S41 Kabel hängt mit dem Stecker frei nach vorne, da es bereits durch ein neues, aber viel kürzeres Kabel ersetzt wurde.
Das neue Kabel S41 ist hier mit einem vierpoligen Hobby Systemstecker neu aufgebaut worden und steckt am LSG auf Port S41.
12V Kühlschrank
Das ist ein Thema für sich. Ab Werk ist der 12V Kühlschrank über ein separates Kabel mit Zündplus verbunden und ist somit nicht im Stromkreis des Autarkbetrieb eingebunden. Aufgrund des hohen Stromverbrauchs eines Absorberkühlschranks ist der Betrieb mit einem kleinen Autarksystem nicht zu empfehlen.
Für den Kühlschrank sehe ich zwei Möglichkeiten.
- Die einfachste wäre, auf den 12V Betrieb verzichten, also abklemmen.
- Den Kühlschrank auf Dauerplus klemmen, aber mit einem KFZ Trennreleais die Zuleitung schalten. Das Relais kann mit Zündplus getriggert werden. Genau so habe es ich es gelöst.
Ich würde auf keinen Fall empfehlen, beides, also Kühlschrank und den Ladebooster am Zündplus zu betreiben. Die Leistung könnte zu hoch für das Zugfahrzeug sein. Außerdem könnte die Steckverbindung an der Anhängerkupplung zu heiß werden.
Hier der offene 12V Verteilerkasten im Bug. Oben rechts das Relais für den Kühlschrank.
In der Betriebsanleitung sind die Pole des 13-poligen Anhängersteckers im Verteilerkasten genau und farblich erläutert. Außerdem findet ihr im Handbuch den Kontaktplan des LSG u.a. mit der Position des S41.
Jumper
Auf der Platine des LSG befindet sich ein Jumper für den Autarkbetrieb.
- Mit Jumper: Das LSG lässt im Autarkbetrieb nur drei 12V Verbraucher gleichzeitig zu.
- Ohne Jumper: Das LSG erlaubt im Autarkbetrieb alle 12V Verbraucher gleichzeitig.
(beides gilt auch für den Zugfahrzeugbetrieb)
Hier der Jumper Jump1
Fazit
Variante 1 ist definitiv einfacher. Ich habe mich damals für die zweite Variante entschieden, weil diese unabhängig vom Umformer ist und ich mich in das Thema S41 bereits eingearbeitet hatte.
Ist-Aufnahme
Um etwas Überblick zu verschaffen, empfehle ich mit dem Multimeter alle Leitungen und Pole bei Landstrom und im KFZ Betrieb zumessen und zu dokumentiert. Denn es gibt noch mehr Leitung als nur S41.
Die Ist-Aufnahme ist auch meiner Sicht absolut notwendig. Die Zustände von Landstrom und Zünd- und Dauerplus sollten dabei unbedingt mitbetrachtet werden.
Wichtig! Arbeiten am Stromnetz dürfen nur vom Fachpersonal vorgenommen werden. Siehe Handbuch.
Außerdem möchte ich nochmal erwähnen, dass dies keine Anleitung für den Umbau eines Wohnwagens darstellt.
Verwendet diese Information gerne zur Steigerung der Eigenkompetenz, aber lasst jegliche Änderungen von autorisierten Fachwerkstätten durchführen.
An der Stelle möchte ich den Beitrag zunächst unterbrechen und euch Gelegenheit für Fragen, Hinweise, Kommentare zu lassen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es richtig erklärt habe. Ich bin selbst kein Wohnwagenfachmann, sondern habe mir selbst alle Information aus dem Internet zusammen gesucht.
Die verstaubten Kenntnisse meiner Ausbildung zum Kommunikationselektroniker aus Anfang der 90er waren mir jedenfalls sehr nützlich, auch für die weiteren Änderungen von den ich später berichten möchte.
VG
Joe