Für die kommende Wintersaison war mir der Boden in unserem DE Luxe 460 SFf einfach zu kalt.
Ein gekaufter Maß-Teppich liegt, nach meinen Recherchen, bei 600-800 € und hat eine Lieferzeit, die das Projekt, zumindest für diesen Winter, unsinnig macht. Also musste ich selbst ran, wenn ich das bis Ende November, wo es für ein paar Tage nach Grainau, an die Zugspitze geht, fertig haben wollte. Echte Bewährungsprobe dann zwischen Weihnachten und Neujahr im Bayerischen Wald.
Bei Youtube findet man eine Vielzahl von Tipps und auch komplette Anleitungen. Ich entschied mich für die Zeitungs-Variante.
Nun musste noch ein geeigneter Teppich her. Er sollte relativ leicht und nicht zu dick sein. Beim Poco wurden wir fündig. Ein 4m x 4m Stück hat gerade mal 65 € gekostet. Ich habe mich für einen niederflorigen Teppichboden mit Filz-artiger Unterseite entscheiden. Dazu passend gibt es Klebeband mit Klett-Oberseite, die den Teppich zwar hält, aber auch eine Neu-Positionierung der gar ein vollständige Entfernen ermöglicht.
(Im Frühsommer will ich den Teppich samt Klebeband entfernen. Dann wird sich zeigen, ob das Klebeband eine gute Idee war.)
Zuhause wurde es dann erst mal schwierig. Unser Wohnzimmer stand noch voller Küchen-Kartons, denn wir haben gerade eine neue Küche bekommen und noch nicht komplett eingeräumt. Man sollte sich vor Baubeginn überlegen, wo man den Zuschnitt durchführt...
So wurde der Teppich dann, mehr schlecht, als Recht, zunächst in grob passende Rohlinge zerschnitten. Für das Schneiden der geraden, langen Kanten, hat sich mein Akkuschneider BOSCH XEO extrem bewährt. Wenn es um Kurven oder in Ecken geht, lieber eine solide Schere. Soviel aber nur vorab. Es geht definitiv auch ohne Akkuschneider! Macht nur weniger Spaß...
Die billigen Baumarkt- bzw. Möbelmarkt-Teppiche sollte man einige Tage ausduften lassen. Sie verlieren relativ schnell den unangenehmen Geruch.
Um den Teppich nicht direkt im Wohnwagen zuschneiden zu müssen, habe ich eine Schablone aus Zeitungspapier gebastelt.
Dabei werden einfach so lange Papierstücke aufeinander und aneinander geklebt, bis die Fläche und die Konturen der Kanten zur Zufriedenheit abgedeckt sind. Vorsprünge und Rundungen werden mittels Messer (Skalpell) oder Schere ausgeschnitten. Zu beachten ist dabei, dass man z.B. Verschraubungen, die leicht aus der Wand heraus ragen, auch auf dem Papier markiert und entweder gleich oder bei der späteren Nachbearbeitung ausschneidet, damit sich hier später der Teppich nicht staucht.
Besorgt Euch ein Skalpell, wenn Ihr so was bauen wollt! In den Ecken und zum Ausschneiden von Vorsprüngen kommt man weder mit einer Schere, noch mit einem Teppichmesser vernünftig dran. Ich habe zwei medizinische Einmal-Skalpelle verschlissen. Die werden, beim Papier schneiden, schnell stumpf. Aber Vorsicht Selbst im "stumpfen" Zustand sind diese Dinger noch schärfer, als jedes normale Küchenmesser! Man kann sich damit richtig verletzen!
Ich habe mich dafür entschieden, zu den Wänden und zu allen Ausbuchtungen, einige Millimeter Abstand einzuhalten. Das hat sich bewährt. Ihc brauchte nur wenig korrigieren, als der fertige Teppich in den Wohnwagen kam.
Das Bad fertig ab-geklebt. Draußen hat es geregnet. Somit mussten die Schlappen irgendwo verstaut werden...
Ich habe mich dafür entschieden, mir das Leben etwas einfacher zu machen und die Bodenfläche in vier Bereiche aufzuteilen.
Bad, Küche bis zum Schlafbereich, Sitzgruppe und Schlafbereich.
Abgrenzung zwischen Wohn- und Schlafbereich. Sonst wird es zu kompliziert.
Nachdem die Schablonen fertig waren, habe ich sie vorsichtig nach drinnen verbracht, für die Bearbeitung der Unterseite. Dort hängen nun die Zeitungspapier-Fetzen wild herum. Also die Schablone auf einer geraden Fläche auslegen und die Rückseite (was bisher unten war) mittels Klebeband fixieren. Nimmt man etwas mehr Klebeband, kann man die Schablone auch gleichzeitig etwas stabilisieren.
Nacharbeit im Wohnzimmer.
Bei parallel verlaufenden Stücken (hier das Queensbett im SFf) sollte man die Abstände kontrollieren, damit man beim Auslegen nicht versehentlich schief kommt.
Mittels Klebeband wird die Unterseite der Schablone fixiert und stabilisiert.
Die Schablone liegt nun, um 180 Grad gedreht, auf der vorherigen Oberseite, also genau richtig herum für das Markieren der Schnitte im Teppich. Ich habe mir diese Seite so beschriftet, dass ich sie erneut erkenne, falls ich nochmal einen Teppich brauche.
Der Teppich kommt nun mit der Oberseite auf den Boden, so dass man auf der Unterseite die Schnittlinien einzeichnen kann.
Ein einfacher Filzstift "mittel-breit" genügt hierfür.
Nachdem die Schablone auf die Teppich-Unterseite übertragen wurde, geht es ans Schneiden!
Es hat sich bewährt, zunächst die langen geraden Stücke komplett durch zuschneiden und erst später an die Feinarbeit zu gehen. Oftmals kommt man so leichter an die kleinen Rundungen und Aussparungen für die Möbelkanten heran.
Ist der Teppich fertig geschnitten, sieht es, je nachdem, was für einen Teppich mal gekauft hat, ziemlich grausam aus, auf dem Boden. Der Teppich fusselt aus und die Ränder lösen sich auf. Wer viel Geld investieren möchte, kann die Teppichkanten natürlich professionell ketteln lassen.
Ich habe mich für das Versiegeln mit einer kleinen Gasflammen entschieden. Es zeigte sich, dass die Filz-artige Teppich-Unterseite, verhältnismäßig unempfindlich auf die kleine Flamme reagiert. Nur die Schlingen auf der Oberseite ziehen sich sofort, bei Berührung mit der Flamme, zusammen und es entsteht eine relativ stabile Teppichkante. Also habe ich die Flamme, von der Unterseite her, knapp über den Rand des Teppichs geführt. Nur in ganz wenigen Fällen musste ich dabei ein winziges Flämmchen aus pusten, wenn sich eine Teppichschlinge entzündet hatte.
Ein kleiner Küchen-Gasbrenner (Flambierer), wie dieser hier, hat sich sehr gut bewährt. Was mir sehr geholfen hat, war die Möglichkeit, die Intensität der Flamme, durch Regulierung der Luftzufuhr, exakt einstellen zu können.
Natürlich habe ich das Flambieren an einigen Teppichresten geübt, bevor ich mit der Gasflamme auf meinen mühsam zugeschnittenen Teppich losgegangen bin!
Mit dem Ergebnis bis ich, insbesondere weil es der erste Versuch war, sehr zufrieden. Auch wenn es an den Schnittstellen zwischen den Bereichen ein paar Lücken gibt. Diese sind optisch nicht so toll und ich würde beim nächsten Mal versuchen, sie kleiner zu bekommen. Für JETZT allerdings erfüllt der Teppich seinen Zweck bereits optimal! Es ist deutlich wärmer geworden, bei gleicher Heizungseinstellung.
Das "Wohngefühl" ist deutlich angenehmer, mit dem Teppich.
Hier ein paar Eindrücke vom fertigen Projekt.
Im Bad war mir besonders daran gelegen, die Rundung der Toilette herauszuarbeiten.
Ohne Schablone hätte ich an dieser Stelle vermutlich aufgegeben.
Teppichboden jetzt auch im Schlafbereich...
Dieses große Stück, mit Eingangsbereich und Heizung, war eine echte Herausforderung!
Die Sitzecke habe ich separat geschnitten. So kann man dieses Stück, bei starker Abnutzung, einfach austauschen.
Im Eingangsbereich liegt noch eine Schmutzfangmatte auf dem Teppichboden.
Arbeitszeit für das gesamte Teppichprojekt: ca. 8 Stunden.